Die Händler, die den Nachschub an Leerkarten übernehmen, fühlen sich angesichts der diffusen Rechtslage sicher. Thomas N., der wöchentlich Zehntausende Karten weiterreicht: "Was geht mich das an, was mit den Karten geschieht?"

Technologischer Gegenschlag. Nun will die Telekom die illegalen Deals unterbinden. Seit zwei Monaten markiert sie die Karten beim Abtelefonieren elektronisch. Damit ist eine Wiederverwendung ausgeschlossen. Ab August 1998 kommen nur noch Karten mit dem neuen Eurochip 2 auf den Markt.

Derzeit sind aber zirka 200 Millionen 12-Mark- und 50-Mark-Karten im Umlauf, die mindestens einmal aufgeladen werden können. Mit denen werden noch immer glänzende Geschäfte gemacht - wie FOCUS mit einem Testkauf beweist. Michael R. aus Bocholtz bei Maastricht lieferte FOCUS gegen Vorkasse 40 Karten zu zwölf Mark zum Preis von 7,50 Mark pro Stück. Sämtliche Karten funktionierten einwandfrei. Weder Experten von der Debis Systemhaus Information Security noch die Hacker vom Chaos Computer Club stellten Auffälligkeiten fest: "Augenscheinlich ist der Unterschied zu Originalkarten unerheblich", kommentiert Andy Müller-Maguhn, Sprecher des Chaos Computer Clubs.

Deshalb empfiehlt Telekom-Sprecher Ulrich Lissek: "Generell ist der Kauf in autorisierten Geschäften, in T-Punkten oder Postfilialen vorzuziehen."

Hans-Peter Canibol

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